Genitalien in Texten

Genitalien in Texten

Bild: Old Eroric Art

Ich mag keine Genitalien in Texten. Oder präziser: Ich mag keine merkwürdigen Gedanken, literarische Bilder von Praktiken mit Genitalien in Texten. Da kann die Sprache des Autors noch so gewaltig sein, merkwürdige Praktiken mit Genitalien in Texten sind meist langweilig, wenn nicht überflüssig. Ich meine noch nicht einmal die gepflegte Onanie oder den Geschlechtsakt, unabhängig von seiner Spielart, als solches. Ich meine Texte wie den einen, den ich kürzlich las. In diesem Text erwachte der Protagonist mitten in der Nacht und hatte den unerklärlichen Drang, in eine Baugrube zu steigen und seinen entblößten Unterleib, ummalt von den tosenden Worten des Autors, in den feuchten Morast der Baugrube zu drücken. Vereinfacht ausgedrückt, er hat seinen Löres mal tief in die Mocke gehalten. Nun ist da nichts gegen einzuwenden, den Löres in die Mocke zu halten, aber wieso in einem Text? Für den Autor scheint der Hoden im Morast Ausdruck eines Auf-, Um- oder Abbruchs, eines absoluten Tief- oder Höhepunktes in einer besonderen Lebenssituation zu sein. Was er letztlich ja auch sein muss, denn merkwürdige Gedanken zu Genitalien sollen ja ein starkes Bild sein. Als Metapher für die simple Beschreibung eines Einkaufs eignen sie sich weniger. Wenn man schreiben würde: Frau Müller hat Gefrierbrand an den Möpsen, weil ihr beim Einkaufen die Brust in die Kühltheke fiel, so mag das komisch sein. Es hat aber keinen weiteren Wert und bringt die Geschichte, ebenso wenig wie der Löres in der Mocke, in den seltensten Fällen voran. Wie gesagt, ich finde das blöd. Jeder mag seine Genitalien in Torten, Sumpflandschaften oder die Kühltheken halten wie er will, aber er soll sie bitte nicht in Texte halten, die ich lese. Danke!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.